Der ISO Wert

Sicher hast Du an Deiner Kamera schon mal die Einstellung „ISO“ entdeckt, aber nie so recht gewusst, wozu diese eigentlich gut ist. Nun, neben Blende und Verschlusszeit hat der ISO Wert ebenfalls einen großen Einfluss auf die Belichtung des Bildes. Er steuert die Lichtempfindlichkeit des Sensors in der Kamera.

Der „Sehnerv der Kamera“

Um dies zu veranschaulichen, stellen wir uns den Sensor der Kamera mal als unsere Augen vor. Jeder kennt das: wenn Du abends das Licht ausschaltest, dauert es eine Weile, bis sich Deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Wenn Du nun das Licht wieder anschaltest, erscheint eine mitunter harmlose Tischlampe für kurze Zeit extrem grell und man muss die Augen zusammen kneifen bis man sich daran wieder gewöhnt hat. Der Grund dafür ist, dass unsere Sehnerven die Lichtempfindlichkeit je nach Helligkeit entsprechend justieren. Und genau so verhält es sich mit dem Sensor der Kamera, nur dass wir dort dessen Empfindlichkeit via ISO-Einstellung nach Belieben regeln können.

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An sonnigen Tagen kann man problemlos mit ISO-100 fotografieren.

Die Empfindlichkeit des „Sehnervs der Kamera“, des Sensors also, wird dabei in konkreten Zahlen ausgedrückt und eingestellt. ISO-Werte von 200, 100 oder weniger stehen dabei für eine geringe Lichtempfindlichkeit. Derartige Werte sind bestens geeignet, um in Situationen mit ausreichend Licht zu fotografieren, beispielsweise an einem wolkenlosen, sonnigen Tag im Freien. Doch wie der Zufall es so will, ziehen auf einmal mächtig viele große dunkle Wolken vor die Sonne. Um das Bild nun mit ISO 100 noch korrekt belichten zu können, müsstest Du entweder die Blende weiter öffnen, oder die Belichtungszeit möglicherweise so lang einstellen, dass Du ein Stativ benötigst, um verwackelungsfreie Bilder zu bekommen. Wenn beides nicht in Frage kommt, kannst Du den ISO Wert erhöhen, um dem entgegen zu wirken. Denn er sorgt für einen erweiterten Spielraum für das Einstellen unterschiedlicher Zeit-Blenden-Kombinationen. Je höher Du den ISO Wert stellst, desto empfindlicher reagiert der Sensor auf einfallendes Licht. Werte von 400 bis 800 werden dabei in der Regel für bewölkte Tage oder in Innenräumen, wo nicht viel Licht vorhanden ist, verwendet. Werte ab 1600 können ihre Anwendung bei schlechten Lichtverhältnissen finden, wo kein Blitz verwendet werden kann oder darf (z.B. bei der Eventfotografie auf Konzerten, in Theatern usw.). Das Fotografieren mit ausschließlich vor Ort vorhandenem Licht hat sogar einen eigenen Bereich in der Fotografie bekommen – die Available Light Fotografie – hier benötigt man recht oft Kameras, die auch bei hohen ISO-Werten noch brauchbare Bilder produzieren.

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Passende ISO-Werte für unterschiedliche Situationen

Für den schnellen Überblick findest Du nachfolgend noch mal die gängigen ISO-Werte mit Beispielen für passende Aufnahmesituationen. Es handelt sich hierbei um grobe Richtwerte für das Fotografieren von Alltagsmotiven ohne Stativ:

ISO-Wert Aufnahmesituation vorhandene Lichtmenge
ISO 100-200 tagsüber bei „schönem“ Wetter (Sonnenschein, leichte Bewölkung), am Meer, in Gebirgen viel Licht
ISO 400-800 bedeckter Himmel, Nebel, im Schatten, im Wald, in gut ausgeleuchteten Innenräumen ausreichend Licht
ISO 800-3200 bei Dämmerung/Nachts, in schlecht ausgeleuchteten Innenräumen (z.B. Bars, Clubs etc.), Nachtleben in der Stadt wenig bis sehr wenig Licht
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ISO-Werte und Bildrauschen

Alles klar! Tolle Sache, dieser ISO-Wert! Verschlusszeit zu lang? ISO Wert rauf! Mit weit geschlossener Blende bei schummrigem Licht fotografieren? ISO Wert noch höher! Leider hat die Sache wie so oft einen Haken. Abhängig vom jeweiligen Kamera-Modell verschlechtert sich mit steigendem ISO Wert die Bildqualität teilweise erheblich. Es kommt zu dem sogenannten Bildrauschen und dem Verlust von Details in der Aufnahme. Viele Kompaktkameras und ältere Bridge-Kameras rauschen schon deutlich sichtbar ab ISO 800.

Wer öfter bei schlechten Lichtverhältnissen ohne Blitz fotografieren möchte, sollte zu einer Spiegelreflexkamera (DSLR)* oder einer spiegellosen Systemkamera (DSLM)* greifen. Deren deutlich größere Sensoren (meistens MFT oder APS-C) können selbst bei höheren Werten (ISO 1600 und mehr) noch halbwegs brauchbare Bilder aufnehmen. Viele Einsteiger-Modelle können hier schon überzeugen – ein akzeptables Rauschverhalten bieten z.B. die folgenden Kameras:

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Hinweis: Ausführliche Infos zu den Unterschieden sowie Vor- und Nachteilen von Kompakt-, System-, und Spiegelreflexkameras erfährst Du im Kamera-Ratgeber.


Je größer der Sensor der Kamera, desto besser ist in der Regel auch das Rauschverhalten. Wer höchste Ansprüche an die Bildqualität bei wenig Licht stellt, muss zu Kameras mit Vollformatsensor greifen. Diese sind noch mal deutlich größer also MFT- oder APS-C Sensoren. Diese Kameras können je nach Hersteller und Modell jedoch sehr teuer werden. Relativ günstig kann man noch mit der Sony Alpha 7* in die Welt der Vollformat-Kameras einsteigen – das ist die derzeit günstigste Vollformat-Kamera auf dem Markt, soweit ich weiß. Weitere aktuelle Vollformat-Kameras mit erstklassigem Rauschverhalten sind z.B.:

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Doch auch bei diesen und noch besseren Modellen gilt die Regel: Weniger ist mehr! Es empfiehlt sich immer, erst mit geringen ISO-Werten das Fotografieren zu beginnen und den Wert erst dann anzuheben, wenn die benötigte Zeit-Blenden-Kombination beim besten Willen nicht mehr realisierbar ist. Das Bild unten illustriert den Einfluss des ISO Wertes auf das Bildrauschen. Während im linken Foto nahezu kein Rauschen sichtbar ist, erkennt man im rechten deutlich den Detail- und Schärfeverlust sowie das Bildrauschen. Daher: gehe behutsam mit dem ISO Wert um! Deine Fotos werden es Dir danken.

100%-Ausschnitt der Rohdaten von 4 Aufnahmen mit unterschiedlichen ISO-Werten - von links nach rechts: ISO-100, ISO-1600, ISO-2300, ISO-6400.
100%-Ausschnitt der Rohdaten von 4 Aufnahmen mit unterschiedlichen ISO-Werten – von links nach rechts: ISO-100, ISO-1600, ISO-3200, ISO-6400. Um die Unterschiede deutlich zu erkennen, bitte auf das Bild klicken.
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Einsatz des ISO Wertes – Was tun wenn’s dunkel wird?

Nun lässt es sich nicht immer vermeiden mit hohem ISO Wert zu hantieren. Ein Beispiel: Du fotografierst mit offener Blende bei ISO 800 ohne Stativ und ohne Blitz auf einer Party. Du benötigst daher eine möglichst kurze Verschlusszeit, die nicht geringer als ca. 1/40 sein sollte. Wenn die Verschlusszeit nun so lang eingestellt werden muss, dass Deine Bilder verwackeln, bringt Dir das geringste Bildrauschen nichts. Nun kannst Du den ISO Wert ruhig auf 1600 oder gar 3200 anheben und im Gegensatz die Verschlusszeit wieder verkürzen.Besser verrauschte Bilder als total verwackelte! Natürlich musst Du je nach Lichtsituation versuchen, den besten Kompromiss zu finden. Und manchmal bringt Dir auch die beste Kamera nichts mehr. Denn wo kein Licht ist, kann auch kein Bild entstehen. Du erinnerst dich an den Vergleich mit dem Auge? Wo keinerlei Licht ist, können wir auch nichts sehen. In dem Fall bleibt einem dann nichts anderes übrig, als die Kamera wegzustecken oder einen Blitz zu verwenden.

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Exkurs: ISO und RAW

Manche Bridge-Kameras und so gut wie alle Spiegelreflexkameras bieten Dir die Möglichkeit, Deine Fotos im Rohdatenformat, dem sogenannten RAW-Format auszulesen. Diese RAW-Daten sind anders ausgedrückt die „digitalen Negative“ Deiner Bilder. Sie bleiben anders als die von Deiner Kamera erstellten JPEGs vollkommen unbearbeitet. Bei der Umwandlung Deiner Bilder in JPEGs bearbeitet die Software in der Kamera die Bilder nämlich – es wird Helligkeit, Kontrast und Sättigung hinzugefügt sowie Bildrauschen mit diversen Filtern entfernt. Leider arbeiten letztere oft sehr stark und Bildinformationen werden unwiderruflich zerstört. Nicht so beim RAW-Format. Damit hast Du einerseits die Möglichkeit durch spätere Bildbearbeitung am Computer mit spezieller Rauschfilter-Software wesentlich mehr Bildrauschen zu entfernen und andererseits mehr Details und Schärfe in den Fotos zu bewahren. Das RAW-Format bietet noch weitere Vorteile, ist aber arbeitsintensiv und sehr speicherhungrig (bis zu 40MB pro Bild).

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  • antworten Hans Jörg Mueller ,

    Endlich mal eine vernünftige Erklärung zu den ISO -Werten, die nicht so kompliziert ist. Danke

    • antworten Uwe Brohm ,

      Gefällt mir, nachdem ich natürlich einiges Lehrgeld bezahlt habe, war bei der analogen Fotografie ebenso aber damals war der Film voll und manchmal Schrott, heute ist „nur“ noch das besondere Motiv Geschichte , es werden neue kommen, danke an euch , macht bitte weiter so, Uwe Brohm

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