- Der Autofokus – Funktions- und Vorgehensweise
- Der Autofokus stellt zwar problemlos scharf, allerdings auf den falschen Bereich im Bild
- Die manuelle Auswahl der Messfelder dauert zu lange und ist nicht flexibel genug
- Der Autofokus versagt und stellt nicht scharf – man kann nicht Auslösen
- Auch beim Fokussieren mit nur einem Messfeld-Punkt kommt es zu Fehlfokussierungen
Einer von vielen Gründen für unscharfe Bilder ist das Scharfstellen auf den falschen Bereich im Bild – es wurde nicht richtig fokussiert. Das Hauptmotiv (z.B. Gesicht bei Portraitaufnahmen) ist unscharf, während der Hintergrund klar erkennbar ist. Dieser Fehlerquelle für unscharfe Bilder kannst Du vorbeugen. Ich möchte Dir in diesem Beitrag etwas Grundlagenwissen und einige Tipps mit auf den Weg geben, die es Dir ermöglichen besser zu fokussieren.
Der Autofokus – Funktions- und Vorgehensweise
In so gut wie jeder digitalen Kamera sorgt heutzutage der Autofokus für das Scharfstellen. Sobald man den Auslöser halb durchdrückt, berechnet die Kamera, wie weit das Motiv entfernt ist und justiert im Objektiv über einen Motor die Linsen so, dass der richtige Bereich scharf gestellt wird.
Der Autofokus stellt zwar problemlos scharf, allerdings auf den falschen Bereich im Bild
Das kann insbesondere dann passieren, wenn sich mehrere Bildelemente im Bildausschnitt befinden und unter Umständen noch dazu in unterschiedlicher Entfernung zur Kamera stehen. Die Kamera sucht sich nun das Bildelement heraus, was ihrer Meinung nach scharf gestellt werden soll. Sie kann dies aber nur anhand von technischen Informationen wie Helligkeitsunterschieden festmachen und nicht anhand des Bildinhaltes selbst. Noch viel weniger kann die Kamera wissen, welche Bildaussage das Foto transportieren soll und somit auch, worauf genau Du letztendlich scharf stellen möchtest. So kommt es wie im Beispielbild vor, dass das falsche Motiv scharf gestellt wird. Der Autofokus funktioniert rein technisch, aber nicht inhaltlich.
Das Problem lässt sich aber recht einfach in den Griff bekommen. Um der Kamera zu sagen, worauf genau sie scharf stellen soll, aktiviert man nur das AF-Messfeld, was sich an dem Motiv befindet. Alle anderen werden ignoriert und die Kamera stellt ausschließlich auf das ausgewählte Messfeld scharf. An den meisten Bridge- und Spiegelreflexkameras lassen sich die Messfelder selektiv auswählen. Bei Kompaktkameras jedoch sind diese individuellen Einstellungen meist, wenn überhaupt, recht eingeschränkt vorhanden. Hier sollte man beim Kauf genau hinschauen, wenn man selbst bei Kompaktkameras diese Flexibilität haben möchte.
Die manuelle Auswahl der Messfelder dauert zu lange und ist nicht flexibel genug
Nun ist es erfahrungsgemäß so, dass diese Vorgehensweise der ständigen manuellen Wahl des AF-Messfeldes in etwas hektischeren Situationen schnell an ihre Grenzen gerät. Insbesondere bei lebendigen Motivsituationen ändert sich oft die Position des Hauptmotivs, auf das scharf gestellt werden soll. Jedes Mal ins Menü zu gehen, um ein anderes Messfeld zu wählen, kann nicht nur nervig sein, sondern man läuft auch Gefahr, schöne Motivsituationen und Gelegenheiten zu verpassen, weil nicht rechtzeitig die richtige Einstellung gewählt wurde. Darüber hinaus kommt es natürlich vor, dass sich das Hauptmotiv eben nicht in einem der AF-Messfelder wiederfindet.
Was also tun, wenn man nun weiterhin den Autofokus benutzen möchte? Eine bewährte Technik, um mittels Autofokus sehr flexibel und dennoch recht präzise zu arbeiten, ist folgende:
- Du aktivierst ausschließlich einen AF-Messfeld-Punkt (am besten den in der Mitte).
- Du wählst den Bildausschnitt so, dass sich dieser eine Punkt an dem Motiv befindet, das du scharf gestellt haben möchtest.
- Du stellst auf dieses Motiv scharf, indem du den Auslöser halb durchdrückst
- Du positionierst die Kamera so, dass dein gewünschter Bildausschnitt im Sucher zu sehen ist, hältst den Auslöser aber weiterhin halb gedrückt (das Motiv bleibt somit fokussiert)
- Du drückst den Auslöser ganz durch – das Foto mit dem richtigen Fokus ist im Kasten!
„Focus and Recompose“ nennt man diese Methode auch und sie kann Anfangs etwas verwirrend und kompliziert sein. Mit etwas Übung hat man diesen Dreh aber schnell raus und man kann auf rasch verändernde Motivsituationen sehr flexibel reagieren. Eine Sache muss allerdings beachtet werden: Es darf sich zwar der Bildausschnitt ändern, während man den Auslöser halb durchgedrückt lässt, nicht aber der Abstand zum Motiv. Das kann passieren, in dem man sich mit der Kamera vom Motiv entfernt/darauf zugeht oder das Motiv selbst seine Position nach vorne/hinten verändert. Wenn das geschieht, muss wieder neu fokussiert werden, um die Schärfe auf den gewünschten Bildausschnitt zu bekommen. Auch eine große Veränderung des Neigungswinkels der Kamera verändert die Distanz der Kamera zum scharf gestellten Bereich. Darauf sollte man ebenso achten, um Fehlfokussierungen zu vermeiden.
Der Autofokus versagt und stellt nicht scharf – man kann nicht Auslösen
Der Motor im Objektiv summt verzweifelt vor sich hin und der Schärfebereich ändert sich im Takt des Motors, findet aber keinen Punkt, auf den er scharf stellen möchte. Auslösen? Geht nicht! Wenn Du diese Situation nicht schon erlebt hast, so wird sie Dir spätestens bei sehr kontrastlosen Motiven oder bei schlechten Lichtbedingungen begegnen. Mit ersterem sind zum Beispiel weiße Wände gemeint. Möchte man vor dieser weißen Wand nun eine weiße, blasse, kaum beleuchtete Vase scharf stellen, kommen die Sensoren in der Kamera schnell an ihre Grenzen, da sie den Abstand zum Motiv anhand von Helligkeitsunterschieden messen. Auch Ultraschall oder ein AF-Hilfslicht, wenn vorhanden, sind kein Allheilmittel.
Wenn das Scharfstellen beim Hauptmotiv nicht klappt, weil Kontrast und/oder Licht fehlen, kann man auch auf andere Elemente im Bild zum Fokussieren ausweichen. Suche Dir ein kontrastreicheres Element im Bild (Kanten, Ecken, Farbunterschiede etc. eignen sich gut), das den gleichen Abstand zur Kamera besitzt wie dein Hauptmotiv, stelle scharf und rücke vor dem Auslösen dein Hauptmotiv wieder an die gewünschte Position im Bild.
Mit diesen Tricks lässt sich auch bei schwierigen Lichtsituationen mit dem Autofokus noch recht gut scharf stellen. Doch irgendwann gerät das beste System an seine Grenzen. In solchen Situationen hilft dann nur noch manuelles scharfstellen. Das kann abhängig von verwendeter Brennweite und Mattscheibe mehr oder weniger schwierig von statten gehen. Das Thema manuelles Fokussieren soll hier aber nicht detailliert betrachtet werden – ich werde es bei Zeiten mal in einem eigenen Beitrag behandeln.
Auch beim Fokussieren mit nur einem Messfeld-Punkt kommt es zu Fehlfokussierungen
Stelle hier zuerst sicher, dass du den Abstand zum Motiv beim Fokussieren & Auslösen zwischenzeitlich nicht verändert hast bzw. dein Motiv den Abstand nicht verändert hat. Bei geringen Distanzen und offenen Blendeneinstellungen (= sehr geringe Schärfentiefe) kann schon das kleinste vor und zurück bedeuten, dass Dein Hauptmotiv in den Unschärfebereich kommt.
Was tun in diesem Fall? Einige Spiegelreflexkameras bieten die Einstellungsoption, den Front- oder Backfokus des Objektivs manuell kameraintern zu korrigieren, eine EOS 5D Mark IV* kann das zum Beispiel. Das hat jedoch seinen Preis. Einsteiger-Spiegelreflexkameras bieten diese Option aber in der Regel nicht. Dann lässt sich dieses Problem leider nur durch eine Justierung oder Reparatur des Objektivs beseitigen. Beim Kauf eines neuen Objektivs empfehle ich daher den oben verlinkten Test gewissenhaft durchzuführen und das Objektiv bei auffälligem Fehlfokus-Verhalten wieder zurück zu senden und ein anderes Exemplar zu testen.
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Sehr schön. Danke!
Sehr aufschlussreich und einfach erklärt. Hab dank.
sehr easy erklärt,,toll lg
Endlich mal das Wichtigste kurz aber verständlich erklärt, wonach ich immer gesucht habe.
Im Vergleich mit meinen Erfahrungen, kann ich nur zustimmen bzw. habe hier die Bestätigungen bekommen. Weiter so und danke.