Anfang Herbst zog es mich mit meiner Freundin für eine Woche auf die kleine Insel Malta. Feinstes Sommerwetter, mediterranes Flair, tolle Architektur und jede Menge Bademöglichkeiten haben zu einem unvergesslichen Erlebnis beigetragen. Selbstverständlich war auch die Kamera mit im Gepäck, um die schönsten Eindrücke fotografisch festhalten zu können. Dabei sind ein paar Bilder entstanden, an denen sich die Darstellung von Bewegung im Bild besonders anschaulich erklären lässt. Als erstes geht es darum, Bewegungen im Bild durch kurze Verschlusszeiten einzufrieren. Als zweites zeige ich anhand zweier weiterer Beispiele, wie längere Belichtungszeiten dazu führen, die Bewegung ins Bild zu transportieren.
Bewegungen einfrieren durch kurze Verschlusszeiten
Beispiel 1: Greifvogel beim Abflug
Auf dem Rückweg vom Strand ließ ein Falkner seinen Greifvogel einige Runden drehen. Viel Geduld und auch etwas Glück haben nach einigen misslungenen Versuchen schließlich diese Momentaufnahme entstehen lassen. Durch die kurze Verschlusszeit von 1/1600 Sekunde konnten die schnellen Bewegungen des Greifvogels recht adäquat eingefangen werden. Beim Einfrieren von vor allem schnellen Bewegungen des Motivs ist es wichtig, auf den richtigen Moment zu warten, dann aber sehr schnell zu reagieren und rechtzeitig den Auslöser zu betätigen. Dabei solltest Du bereits vor diesem Prozess die richtige Belichtung für die Motivsituation eingestellt haben. Ein versierter Umgang mit dem Autofokus Deiner Kamera sollte zudem Grundvorraussetzung sein.
Beispiel 2: Ausblick in Valetta
Bei einer der Erkundungstouren durch die Hauptstadt Valetta kam uns während einer Pause auf einer Bank eine Hochzeitsgesellschaft entgegen. Mir fiel das Kind mit den roten Lufballons auf, welches sich relativ rasch von links vor unsere Bank bewegte, um an das Geländer zu treten und den Ausblick auf die Stadt zu genießen. Ich hatte sofort eine Vorstellung vom Motiv im Kopf, wartete kurz und nutzte den Moment in welcher das Kind in der richtigen Position für diese Momentaufnahme war, um auf den Auslöser zu drücken. Hier hatte ich zugegebenermaßen wesentlich mehr Glück als Verstand – das finde ich aber nicht verwerflich, denn Glück gehört für solche Fotos manchmal eben auch mit dazu! Bei diesem Motiv war die Belichtungszeit mit 1/160 Sek. wesentlich länger als bei dem ersten Beispiel eingestellt. Dies hat zur Folge, dass schon ein klein wenig Bewegung mit ins Bild transportiert wurde, wenn man genau hinschaut (linker Fuß des Kindes). Das sorgt for etwas Dynamik im Bild und stört nicht weiter – durch kürzere Belichtungszeiten hätte man diese Bewegung jedoch auch komplett einfrieren können.
- Zum Einfrieren von Bewegung eignen sich vor allem schnelle Motive – daher bietet sich Dir meist nur ein kurzer Moment, in dem das beste Foto enstehen kann. Stelle daher möglichst vor der Suche nach diesem Moment die Belichtung (ISO, Blende, Zeit) halbwegs richtig ein. Hätte ich mir zum Beispiel während des Abflugs des Vogels noch Gedanken über den ISO-Wert gemacht, wäre die schöne Motivsituation auch schon wieder vorbei gewesen, ehe ich den Auslöser gedrückt hätte.
- Nutze den Autofokus Deiner Kamera, um auf das sich bewegende Motiv im richtigen Augenblick scharf zu stellen. Manuelles Fokussieren wird in den meisten Fällen scheitern. In solchen Situationen den Autofokus richtig zu setzen, kann einiges an Übung erfordern – mache dich daher mit den Funktionen deines Autofokussystems vertraut und übe damit. Ich empfehle an dieser Stelle auch gern meinen Artikel zum Thema Autofokus.
- Je nachdem, wie schnell sich das Motiv bewegt und welchen Effekt Du erzielen möchtest, musst du die Verschusszeit unterschiedlich kurz wählen. Hier kann man schwer grobe Richtwerte vorgeben – ich empfehle mit Verschlusszeiten zwischen ca. 1/100 und 1/2000 zu experimentieren. Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, wann man mit welcher Belichtungszeit arbeiten möchte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Bewegungen ins Bild transportieren durch längere Verschlusszeiten
Beispiel 1: Ghajn Tuffieha Bay bei Sonnenuntergang
Auf dem Streifzug über die kleine Insel besuchten wir auch Ghajn Tuffieha Bay – einen der wenigen Sandstrände auf Malta. Wir waren gerade zur rechten Zeit vor Ort, um bei passendem Wetter einen sehr schönen Sonnenuntergang zu erleben. Im Gegensatz zum Vorgehen bei den vorangegangen Beispielen war hier kein schnelles Handeln nötig. Auch war durch die untergehende Sonne nur noch wenig Licht vorhanden und ich wollte sehr gerne die Bewegungen der Wasserwellen in mein fertiges Bild transportieren. Somit kam nur eine Langzeitbelichtung in Frage (deren Grundlagen habe ich in einem separten Beitrag ausführlich beschrieben). Ähnlich bin ich auch hier vorgegangen – die richtige Positionierung der Kamera (natürlich auf einem Stativ) und das Experimentieren mit unterschiedlich langen Verschlusszeiten haben viele Ergebnisse fabriziert – das hier gezeigte ist eines der besten. Vor allem Verschlusszeiten um die 1/8 bis 1/4 Sekunde haben die Bewegungen der Wellen sehr schön eingefangen. Auch mit längeren Zeiten habe ich experimentiert. Diese führen jedoch zu sehr surrealen Darstellungen – das Wasser sieht dann fast wie mystischer Nebel aus, was mir für diese Bildstimmung ein wenig zu drastisch erschien. Aber das ist Geschmackssache – probiere am besten auch verschiedene Belichtungszeiten aus, um die für deine Bildaussage passende Verschlusszeit zu finden!
Beispiel 2: Valetta – Schiffe im Hafen bei Nacht
Auch ein Abendspaziergang durch Valetta hielt einige schöne Motive für uns bereit. Mich faszinierte der Blick von Valetta auf Manoel Island, wo um diese Zeit das Fort Manoel schön beleuchtet wird. An einer Stelle übte dieser Ausblick einen besonderen Reiz auf mich aus, da er von zwei vor Anker gegangenen Schiffen im Vordergrund ergänzt wurde. Das war mein Motiv! Also Kamera, Stativ und Fernauslöser ausgepackt, passend positioniert und eingestellt. Auch hier war eine lange Belichtungszeit notwendig – sowohl technisch (viel zu wenig Licht für Freihandaufnahmen) als auch inhaltlich (Wasserbewegungen).
- Im Gegensatz zum Einfrieren von Bewegung, wo es meist um schnelle Reaktion geht, hast du bei Langzeitbelichtungen quasi „alle Zeit der Welt“ – nutze diese: experiementiere mit unterschiedlichen Einstellungen und verschiedenen Kamera-Standpunkten (& Bildausschnitten), um die für Dich optimale Bildgestaltung zu erreichen
- Auch für die Arbeit mit eher längeren Belichtungszeiten gilt: Immer in Abhängigkeit von der Art der Bewegungen, dem vorhandenen Licht und der gewünschten Bildaussage einstellen. Da Dir das Motiv in der Regel nicht davonläuft, hast du hier die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Verschlusszeiten zu experimentieren, bis du diejenige gefunden hast, die das beste Bild liefert. Von ca. 1/8 Sek. über 5 bis 30 Sek. bis hin zu sogar mehreren Minunten (in Extremfällen) ist alles möglich.
- Doch egal ob 1/8 Sek. oder mehrere Minuten – nutze ein Stativ (Empfehlung siehe unten), sobald du längere Belichtungszeiten einstellst – ansonsten sind Verwacklungen vorprogrammiert, ganz gleich wie ruhig Du Deine Hände auch halten kannst. Alternativ sind auch Bohnensäcke insbesondere für Aufnahmen in Bodennähe zu empfehlen.
- An dieser Stelle sei noch mal mein Artikel über die Grundlagen der Langzeitbelichtung erwähnt, der das Thema in voller Tiefe behandelt.
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Hallo Lieber Thomas, ich fliege selber bald nach Malta und wollte dich nach ein paar Ideen fragen. Wenn sie ein Paar Ideen für mich hätten, dann wäre ich sehr erfreut wenn sie sich bei mir melden würden.
Mit freundlichen Grüßen Luisa