Auf dieser Seite erfährst Du alle Basisinfos über Kamera-Objektive mit kurzen Brennweiten – die so genannten Weitwinkelobjektive. Welche Objektive bezeichnet man als Weitwinkelobjektive? Wofür benötigt man ein Weitwinkelobjektiv? Was sollte man beim Fotografieren mit Weitwinkelobjektiven beachten? Diese Fragen möchte ich im folgenden Beitrag so gut es geht beantworten. Darüber hinaus habe ich einige Produktempfehlungen für verschiedene Kamera-Systeme und Sensor-Formate zusammengestellt, an denen man sich bei einem bevorstehenden Kauf orientieren kann.
Was sind Weitwinkelobjektive?
Als Weitwinkelobjektive bezeichnet man alle Objektive mit einer sehr kurzen Brennweite. Alle Objektive mit einer ungefähren Brennweite von ca. 10mm bis ungefähr 35mm fallen in diese Kategorie. Dazu zählen sowohl feste („Festbrennweiten“) als auch variable Brennweiten („Zoomobjektive“). Der Bildwinkel der meisten WW-Objektive ist größer als es dem Eindruck des menschlichen Auges entspricht. Man bekommt mit Weitwinkelobjektiven also sehr viel aufs Bild bzw. hat einen großen Ausschnitt für die Bildgestaltung zur Verfügung.
Einsatzgebiete von Weitwinkelobjektiven
Weitwinkelobjektive sind überall da sehr beliebt, wo möglichst viel aufs Bild kommen soll, zum Beispiel in der Architekturfotografie. Für die Darstellung opulenter Gebäude benötigt man kurze Brennweiten, um diese passend inszenieren zu können. Beim Ablichten von Innenräumen sind Weitwinkelobjektive ebenso wichtig – hier hat man mit längeren Brennweiten kaum die Möglichkeit, genügend Abstand zum Motiv zu bekommen um die gewünschte Bildwirkung zu erzielen.
Viele Fotografen, die sich der Landschaftsfotografie widmen, haben ebenso mindestens ein Weitwinkelobjektiv in ihrer Ausrüstung. Auch wenn einige Fotos im Bereich Landschaft mit längeren Brennweiten je nach Bildsituation ebenso gut oder besser festgehalten werden können, so sind es meist immer jene Bilder von gewaltigen, weiten und dramatischen Landschaften, die uns faszinieren. Solche Bilder entstehen nur bei Verwendung von Weitwinkelobjektiven. Diese Fotos funktionieren besonders gut in Kombination mit einem guten Vordergrund, um Größenverhältnisse noch besser ins Bild transportieren zu können.
Anschaffungstipps – Weitwinkelobjektive für Einsteiger
Egal ob für Spiegelreflex- oder spiegellose Systemkameras: Die Herstellung von Weitwinkelobjektiven mit einer sehr guten optischen Qualität ist aufwendig. Daher können sie im Vergleich zu z.B. 50mm-Festbrennweiten etwas teuer sein. Es lohnt sich also für den Einsteiger, genau zu schauen, in welches Objektiv man sein Geld investieren sollte. Achte außerdem darauf, aus welchem „Ökosystem“ deine Kamera stammt. Ist sie von Canon, Nikon, Sony oder Olympus/Panasonic? Alle Hersteller verwenden unterschiedliche Bajonette. Nikon-Objektive bekommt man z.B. nicht ohne weiteres an Canon-Kameras angeschlossen.
Auch die Sensorgröße spielt eine Rolle. Viele Spiegelreflexkameras (DSLR) und Systemkameras (DSLM) haben einen Crop-Sensor (APS-C bei Canon und Sony, DX-Format bei Nikon, MFT bei Olympus/Panasonic). Manche Objektive sind ausschließlich für diese Crop-Formate ausgelegt und können nicht an Kameras mit größerem Sensor – dem Vollformat – verwendet werden. Wenn Du also eine Kleinbildkamera besitzt oder planst auf eine umzusteigen, solltest Du darauf achten.
In der nachfolgenden Liste habe ich Dir meine „Lieblinge“ verschiedener Hersteller zusammengestellt, um eine kleine Orientierungshilfe zu bieten. Dabei habe ich mich auf Objektive für Kameras mit APS-C oder Micro Four Thirds (MFT) Sensoren konzentriert. Weitere Objektiv-Empfehlungen – auch für das Kleinbild/Vollformat – findest Du rechts in der Sidebar (Desktop-Ansicht) oder wenn du mobil surfst weiter unten.
Tipps zum Fotografieren mit Weitwinkelobjektiven
Achte auf den richtigen Bildausschnitt – mehr denn je
Wer als Anfänger mit einem Weitwinkelobjektiv beginnt zu fotografieren, dem kann es passieren, dass er völlig überfüllte und von Details vollgepackte Bilder hat. Denn es fällt schwer, sich mit einem so großen Bildausschnitt auf das Wesentliche zu konzentrieren und eine passende Bildkomposition zu finden. Doch gerade bei so kurzen Brennweiten solltest Du Dein Hauptmotiv bzw. deine Bildaussage und die Komposition genau im Blick behalten. Weitwinkelobjektive reizen ihre Stärken gerade dann aus, wenn man im höchsten Maße auf die Bildgestaltung achtet. Weil sehr viel aufs Bild passt, ist auch die Gefahr viel größer, dass sich zu viele störende Bildelemente im Ausschnitt befinden. Überlege vor dem Drücken das Auslösers genau, ob Du wirklich den für Deine gewünschte Bildwirkung richtigen Bildausschnitt gewählt hast.
Setze Vorder-und Hintergrund in Beziehung
Weitwinkelobjektive sind gut geeignet, wenn es darum geht, einen sinnvollen Bezug zwischen Vordergrund und Hintergrund herzustellen. Ein Beispiel wäre eine kleine Blume im Vordergrund, umrahmt von einer sehr großen und weiten Landschaft im Hintergrund. Dieses in der Landschaftsfotografie oft eingesetzte Stilmittel ist sehr beliebt um die bereits erwähnten Größenverhältnisse dramatischer im Bild darzustellen. Weitwinkel-Linsen eigenen sich dafür besonders gut, weil man sehr nah an sein Motiv im Vordergrund heran kann. Die so genannte Naheinstellungsgrenze (= Mindestabstand zwischen Kamera und Motiv) ist bei WW-Objektiven sehr gering. Darüber hinaus erscheinen bei kurzen Brennweiten Objekte im Vordergrund größer und Objekte im Hintergrund kleiner als diese tatsächlich sind, was den Effekt nochmals deutlich verstärkt. Nutze diese Eigenschaften, wenn es Deiner gewünschten Bildaussage zu gute kommt! 🙂
Umgang mit Verzerrungen bei Weitwinkelobjektiven
Beim Fotografieren mit Weitwinkelobjektiven erhöht sich die Gefahr, dass störende perspektivische Verzerrungen in das Bild gelangen. Je kürzer die Brennweite, je näher man am Motiv dran ist und je größer der Neigungswinkel der Kamera ist, desto drastischer werden die Effekte. Klingt abstrakt – ein konkretes Beispiel dafür hat jedoch jeder schon einmal gesehen: stürzende Linien beim Fotografieren eines hohen Gebäudes. Du stehst mit Deinem Weitwinkel-Objektiv direkt vor einem Wolkenkratzer, neigst die Kamera nach oben um das ganze Gebäude auf das Foto zu bekommen und drückst den Auslöser. Der Wolkenkratzer sieht auf dem fertigen Bild dann so aus, als würde er umstürzen – daher der Begriff „stürzende Linien“. Man kann diesen Effekt auf die Spitze treiben und so als Stilmittel nutzen. Man kann ihn auch minimieren, indem man weiter zurück geht, die Brennweite verlängert und nicht ganz so weit nach oben fotografiert. Der Effekt lässt sich zudem durch Korrekturen während der Bildbearbeitung weiter reduzieren oder gar vollständig entfernen. Wirklich wichtig ist jedoch, dass Du Dir dieses Effektes während des Fotografierens bewusst sein solltest um so gezielt Einfluss darauf nehmen zu können.
Weitwinkelobjektive und selektive Schärfe
Wer besonders gerne eine sehr geringe Schärfentiefe als Stilmittel verwendet, muss bei den Weitwinkelobjektiven einige Dinge beachten. Je kürzer nämlich die Brennweiten sind, desto höher ist auch die Schärfentiefe im Bild. Hinzu kommt, dass die meisten (Einsteiger-)Weitwinkelobjektive mit variabler Brennweite keine Anfangsblende unter f4 haben. Das himmlische Bokeh einer 50mm-Festbrennweite mit einer Anfangsblende von f1.8 oder f1.4 können diese Objektive nicht erzeugen. Wer das möchte greift lieber zur Normalbrennweite. Jedoch gibt es auch Erfordernisse, wo eine geringe Schärfentiefe im Weitwinkelbereich zwingend notwendig ist – in diesen Fällen helfen aus meiner Sicht nur Festbrennweiten (z.B. Sigma 24mm F1,4 DG HSM Art*), um den gewünschten Look zu erzeugen. Eine Anfangsblende von f1.4 erzeugt hier selbst bei 24mm noch ein schönes Bokeh. Besonders gut eigenen sich solche Linsen für Personenaufnahmen fernab klassischer Portraits. Denke z.B. an ein Motiv von einem Fischer, der bei seiner Arbeit im Hafen portraitiert wird. Umgebung und Meer im Hintergrund sind leicht verschwommen durch die geringe Schärfentiefe mit auf dem Foto zu sehen, um den Beruf und das Leben des Fischers besser ins Bild zu transportieren.
PS: Um hingegen vom Vorder- bis zum Hintergrund alles im Bild knackscharf abzubilden, reicht es meist nicht aus, einfach nur die Blende möglichst weit zu schließen. Das fokussieren auf die hyperfokale Distanz – eine eher fortgeschrittene Technik, vor allem beliebt bei Landschaftsfotografen – schafft Abhilfe.
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